Das Geheimnis von Bern
Stascha Bader, Switzerland, 2025o
Filmmaker Stascha Bader sets out to discover Bern's musical identity. Starting with clichés, he uncovers influential folk songs and songwriters from the past. What begins as a musical quest turns into a journey to the roots of a shared social identity. For the voices of Bern have been telling stories and singing songs for centuries, not just decades, and have become part of the collective consciousness.
Warum bringt die Stadt Bern immer wieder so grossartige Mundartbands und so begabte Texter wie Polo Hofer, Züri West, Stiller Has, Lo & Leduc, Patent Ochsner und viele mehr hervor? Um Antworten auf diese Frage zu finden, spricht der Zürcher Dokumentarfilmer Stascha Bader mit Musiker:innen, holt Rat beim Dialektforscher Adrian Leemann und lässt sich historisch aufdatieren von Samuel Mumenthaler, der die Geschichte der Musikstadt Bern aufgezeichnet hat. Dazu montiert der Film Konzertausschnitte – die teils etwas lieblos abgefilmt wirken. Doch zum besagten Geheimnis erfahren wir einiges. Etwa, dass das Berndeutsche als wortreicher, vokalfreudiger und klar artikulierter Dialekt mit dem Walliserdeutsch zu den beliebtesten der Deutschschweiz zählt und dass schon der Bigband-Jazzmann Teddy Stauffer in den Dreissigerjahren auf Berndeutsch sang. Und wir erinnern uns daran, dass Mani Matter, der seine eigenen Songs zu «Liedli» abwertete, Musiker:innen bis heute inspiriert. Zu ihnen gehört der St. Galler Liedermacher Manuel Stahlberger, der als Aussenstehender die Attraktivität der Berner Mundart besonders gut erklären kann. Die Grössten des Genres konnte der Regisseur nicht sprechen, weil sie verstorben oder krank sind – Mani Matter natürlich, aber auch Polo Hofer, Endo Anaconda vom Stillen Hasen und Kuno Lauener, der vielleicht beste Berner Songwriter von allen. Der unterhaltsame Film bringt uns die Musik und die Musiker nahe. Dass der Regisseur dabei als Detektiv mit Regenmantel und Fedora auftritt, nimmt man als Ausdruck seiner Exzentrik hin.
Jean-Martin Büttner