I’m Still Here
Walter Salles, Brazil, France, 2024o
Brazil, 1971: Former congressman Rubens Pavia lives with his family in Rio de Janeiro. One day, he is abducted by henchmen of the military dictatorship. When his wife tries to track him down, she herself becomes a target of the regime. Together with her children, she must rebuild her life. Walter Salles tells the true story of the Pavia family, with whom he spent much of his childhood.
Die brasilianische Militärdiktatur (1964-1985) war zwar weniger brutal als die chilenische und die argentinische, aber sie hat das Land dennoch schwer belastet und Opfer gefordert, darunter Tausende von «Verschwundenen». Rubens Paiva, ein Bauingenieur und ehemaliger sozialistischer Abgeordneter, war einer von ihnen. An seine Existenz und den langen Kampf seiner Frau Eunice, die Wahrheit zu erfahren, erinnert das Buch ihres Sohnes Marcelo. Dieses hat Walter Salles, der als Jugendlicher im Haus der Paivas verkehrte, auf die Leinwand gebracht. Das Ergebnis ist ein engagierter Film, wie man ihn nur noch selten sieht. In Brasilien löste er einen regelrechten Schock aus. Der erste Teil beschreibt lebhaft ein glückliches Familienleben mit fünf Kindern in einem Haus in Rio, das für alle Freunde offen ist. Doch 1971 stehen Agenten vor der Tür, nehmen den Vater mit, um ihn zu verhören, und das Leben der Familie gerät aus den Fugen. Die Mutter, die selbst misshandelt wird, bemüht sich, ihren Mann zurückzubekommen und gleichzeitig ihre Kinder zu schützen. Da das Geld knapp wird, muss sie schliesslich umziehen und sich ein neues Leben als Anwältin aufbauen, das erst 25 Jahre später seinen Schlusspunkt findet. Der Autor von Central do Brasil und Diarios de motocicleta, der sich in letzter Zeit rar gemacht hat, findet hier zur Leidenschaftlichkeit seiner besten Filme zurück. In Fernanda Torres, die ein wunderbares Beispiel für Standfestigkeit abgibt, hat er (einmal mehr) eine Darstellerin gefunden, die der Herausforderung gewachsen ist. Verdientermassen hat I'm Still Here den Oscar 2025 für den besten nicht-englischsprachigen Film gewonnen.
Norbert CreutzGalleryo






